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Talk bei “Anne Will”: Wie steht es um Deutschlands Solidarität mit Israel, Herr Nouripour? Grünen-Chef gerät in Erklärungsnot

Grünen-Chef Omid Nouripour im Gespräch mit Talkmasterin Anne Will




Die Hamas muss zerschlagen werden, daran gibt es bei Anne Will keine Zweifel. Eine klare Antwort fehlt allerdings. Bis sich die Holocaust-Überlebende Friedländer äußert.Mehr als einen Monat nach den Anschlägen der Hamas auf Israel und der anschließenden Militäroperation in Gaza wächst der internationale Druck auf die Netanjahu-Regierung. Das bricht am Sonntagabend auch in der Nahost-Runde von Talkmasterin Anne Will immer wieder durch. Die Gäste hadern, wenn es um die Verhältnismäßigkeit der israelischen Verteidgung geht. Doch am Ende ist es die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, die mit ihrem Appell sogar bei Moderatorin Will Emotionen hervorruft.Es diskutieren: Omid Nouripour, Co-Chef der GrünenJenny Havemann, deutsch-israelische Unternehmerin und BloggerinAbdul Chahin, Comedian, Poetry-Slammer und AutorGuido Steinberg, Nahost- und TerrorismusforscherCarl Bildt, ehemaliger Ministerpräsident von SchwedenMargot Friedländer, Holocaust-Überlebende und ZeitzeuginAn einem Punkt besteht in der Will-Sendung kein Zweifel: Die Hamas muss zerschlagen werden, damit sowohl das israelische als auch das palästinensische Volk eine sichere Zukunft haben. Doch die Praxis dieses Unternehmens gestaltet sich in diesen Tagen schwierig: Während sich die Terroristen in Tunnelsystemen und unter der Bevölkerung in Gaza verstecken, sind nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde bereits mehr als 11.000 Zivilisten und Zivilistinnen durch Luftangriffe gestorben.PAID ISrael Kunert_Ramallah   12.30Fragen an der Verhältnismäßigkeit der israelischen Militäroperation treten an diesem Abend bei Will viele auf, und jede Position scheint ihre Rechtmäßigkeit zu haben. Auch das macht die Thematik so komplex. Da hilft es kaum, dass Will immer nachhakt, ob Israel verhältnismäßig handelt oder ob dies angesichts der Grausamkeit des 7. Oktobers überhaupt eine rechtäßige Frage ist – als gäbe es darauf ein einfaches “Ja” oder “Nein”.Denn immer wieder scheinen in der Will-Sendung die menschlichen Schicksale hinter all jenen Diskussionen durch. Da ist die deutsch-israelische und in der Nähe von Tel Aviv lebende Unternehmerin Jenny Havemann. Sie berichtet von einem zweiten Unabhängigkeitskrieg Israels und ihrem Sohn, der Angst vor einer Entführung in den Gaza-Streifen habe. Da ist aber auch der palästinensisch-deutsche Comedian und Poetry-Slammer Abdul Chahin, der den Verteidigungsinstinkt der Juden und Jüdinnen nachvollziehen kann und sich dennoch mehr Diplomatie wünscht.Will hinterfragt Nouripour: Wo ist deutsche Israel-Unterstützung?Kein Wunder, dass der Co-Chef der Grünen, Omid Nouripour, bei so vielen Grauzonen etwas ins Straucheln kommt. “Die Verantwortungslage ist komplett eindeutig”, erklärt Nouripour zunächst, und meint dabei die islamistische Terror-Organisation Hamas. Der Grünen-Politiker betont, dass die Mehrheit der Palästinenser und Palästinenserinnen die Organisation nicht unterstütze. Die Bundesregierung stehe zudem voll an Israels Seite.So weit, so gut. Doch dann setzt Will an: “Warum tut sie es dann nicht, wenn es bei den Vereinten Nationen darauf ankommt?”, fragt sie spitz. Die Talkmasterin meint damit die UN-Resolution zu Gaza, in der die Mitgliedsstaaten unter anderem über eine humanitäre Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln abstimmten – und in der Deutschland sich enthalten hat.Propaganda Deutschland Tiktok 6.10Nouripour flüchtet sich in seichte Erklärungen: Es habe Probleme bei den Formulierungen gegeben, zudem sei die deutsche Enthaltung auch ein “Zeichen der Diplomatie” an Golf-Staaten wie Katar, die man nicht gegen den Westen aufbringen wollte. Will gibt sich damit alles andere als zufrieden: “Das soll die Erklärung sein?”, entgegnet sie. Da hat auch Nouripour keine Antwort mehr.Terrorismusforscher: Waffenruhe nutzt nur der HamasDer Nahost- und Terrorismusforscher Guido Steinberg spricht sich indes gegen eine längere Waffenruhe aus, trotz der vielen zivilen Opfer. “Für einen Schutz der Zivilisten würden auch kürzere Waffen und humanitäre Korridore ausreichen”, betont Steinberg. Von einer längeren Feuerpause würde dagegen vor allem die Hamas profitieren, die sich regruppieren oder einfach nicht an den Deal halten könne.Man müsse den Druck auf die Hamas aufrechterhalten, sagt Steinberg – auch wenn er selbst hin und wieder daran zweifele, dass Israel dabei die Brücken zur lokalen Bevölkerung aufrechterhalte. Man könne sehr wohl über die Verhältnismäßigkeit diskutieren und ob es Möglichkeiten gebe, die Zivilibevölkerung zu schützen. Dennoch: “Jeder Staat würde genauso handeln wie die Israelis”, so Steinberg knapp.Womöglich hat Steinberg in diesem Punkt Recht. Und doch wächst gerade der internationale Druck auf Israel. Selbst die USA als wichtigster Verbündeter kritisiert die Unverhältnismäßigkeit der Verteidigungsangriffe und die hohe Zahl der Toten. Chahin sorgt sich dagegen auch um die Zukunft: Viele Palästinenser und Palästinenserinnen würden sehen, wie der Tod ihrer Familienmitglieder in Kauf genommen würde, ohne dass der Erfolg der Militäroperation überhaupt garantiert sei. “Das ist ein Nährboden für Extremismus”, mutmaßt er.Genozid im Gazastreifen? 21.20Holocaust-Überlebende Friedländer sorgt für EmotionenAm Ende bleiben viele Fragen offen. Zwar gibt es mit der Zwei-Staaten-Lösung nach wie vor einen konkreten Lösungsvorschlag, doch angesichts der Gewalteskalationen erscheint dieser Ausgang so weit entfernt wie nie zuvor. Zudem summieren sich die antisemitischen Angriffe in Deutschland und anderen Ländern seit Jahren.Vielleicht ein Grund dafür, dass die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer mit ihrem Appell an die Menschlichkeit zum Schluss der Sendung für Emotionen sorgt. Im Interview erklärt die Zeitzeugin Friedländer, dass sie den heutigen Antisemitismus “in dieser Weise” nicht nochmal erwartet hätte. Und doch zeigt sie sich überzeugt: “Es könnte so einfach sein, Mensch zu sein.” Dem pflichtet auch Chahin bei: Der Nahost-Konflikt sei extrem “aufgeputscht” und “die Kluft gigantisch”. Tatsächlich seien sich das Judentum und der Islam kulturell viel ähnlicher als viele glauben. “Es könnte so einfach sein”, sagt Chahin. “In der Theorie.”Da unterbricht Moderatorin Will sogar Omid Nouripour, der zu einer erneuten Analyse angesetzt hatte: “Ich bin froh um diesen Satz”, sagt sie sichtlich ergriffen. “Ich würde den gerne einfach so stehen lassen.”



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Author : Rebecca Baden

Publish date : 2023-11-13 07:06:00

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