Ein Kartenhändler aus San Diego hat im vergangenen Jahr wohl den Deal seines Lebens gemacht. Weil das Auktionshaus Christie’s eine Karte offenbar vollkommen falsch datiert hatte, zahlte er nur einen Bruchteil dessen, was sie eigentlich wert ist.Bei besonders seltenen und alten Wertgegenständen hilft es ganz offensichtlich, wenn man sich sehr genau auskennt. Das zeigt der Fall von Alex Clausen, einem Kartenhändler und -experten aus San Diego, USA. Als das Auktionshaus Christie’s im vergangenen Herbst Teile der Sammlung des Milliardärs-Paars Ann und Gordon Getty versteigerte, fiel ihm eine alte Seekarte auf. Das Auktionshaus gab an, dass es sich dabei um eine Kartierung Europas handele, welche aus den Jahren 1500 bis 1525 stamme. Als Schätzung standen 100.000 bis 150.000 US-Dollar im Raum. Clausen und ein Geschäftspartner zahlten 239.400 US-Dollar. Warum?Alex Clausen war sich sicher, dass es sich bei der Portolankarte, die sich besonders durch das sichtbare Liniennetz auszeichnet, um ein deutlich älteres Exemplar handeln musste. Die “Los Angeles Times” beschreibt, wieso er das dachte. Demnach wurde Granada im Südosten Spaniens auf der Karte mit einer anderen Flagge gekennzeichnet als die anderen spanischen Königreiche auf der Iberischen Halbinsel. Picasso-Gemälde versteigert 18.45Eine falsche Karte bei Granada brachte den Stein ins RollenDamit passte die Zeitspanne nicht mehr, die Christie’s als mögliche Entstehungsphase der alten Seekarte angab – Granada war nur bis 1492 eine Bastion des maurischen Königreichs, nach der Kapitulation des letzten nasridischen Herrschers Muhammad XII. gehörte es zu Spanien. Die Karte kann also nicht nach Ende des 15. Jahrhunderte so gezeichnet worden sein.Zunächst sei Clausen davon ausgegangen, dass die Karte wohl um 1420 entstanden sei, heißt es. Nach Gesprächen mit anderen Experten wurde sogar die Zahl 1350 genannt. Clausen musste mehr wissen – und fuhr nach New York, wo die Karte vor ihrem Verkauf ausgestellt worden war.Am Rande der Karte ist eine Art König zu sehen – auf den hatte Clausen es abgesehen. Denn Christie’s schrieb, dass es sich bei der Figur um ein Bild König Solomons handele, der einen Zirkel in der Hand halte. Es stellte sich heraus, dass es wohl Claudius Ptolemäus, ein Kartograph aus dem zweiten Jahrhundert ist. Dazu passend steht neben der Figur auf Latein: “In diesem Gebirge verwendet König Ptolemaeus einen Weltkompass und konstruiert mit Hilfe der Astrologie, der Längen- und Breitengrade eine Mappa Mundi (mittelalterliche Weltkarte)”. Noch ein Fehler von Christie’s.Ferrari 250 GTO verkauft Auktion 10.42Zuletzt fiel auf, dass die Grenzen auf dem europäischen Festland auf eine Zeit vor dem Ende des Hundertjährigen Krieges (1337 bis 1453) hinweisen – und im Osten gab es noch Kreuzfahrerfestungen. Die Angaben des Auktionshauses konnten nicht stimmen – Clausen und sein Partner schlugen zu.Finales Datum: 1360 – finaler Preis: 7,5 Millionen US-DollarNachdem er die Karte für einen Preis über der ursprünglichen Schätzung gekauft hatte, schickte er sie an ein Labor in New York. Dort sollten Pigmente analysiert und Kohlenstoff analysiert werden. Das Ergebnis: Die Karte wurde frühestens in den 1320er bis 1350er Jahren und spätestens in den 1390er bis 1420er Jahren erstellt. Weitere Forschungen, darunter historische Artikel aus dem neunzehnten Jahrhundert, einigten sich die Experten auf ein Entstehungsjahr: 1360. Jackpot.IV Aurel Bacs 16.30Abseits vom Spaß, den Clausen und seine Partner bei den Recherchen hatten, entpuppte sich die Karte auch als absolutes Schnäppchen. Aktuell wird sie über den Antikhandel von Barry Lawrence Ruderman als “die viertälteste noch erhaltene ‘vollständige’ Portolankarte von Europa” unter dem Spitznamen “Rex Tholomeus” angeboten. Im Shop muss man den Preis erfragen, in der “Los Angeles Times” ist die Rede von 7,5 Millionen US-Dollar, die nun verlangt werden.Quelle: Los Angeles Times, Christie’s, Barry Lawrence Ruderman
Source link : https://www.stern.de/panorama/mann-kauft-alte-seekarte-fuer-239-000-us-dollar—eigentlich-ist-sie-millionen-wert-34209012.html?utm_campaign=alle-nachrichten&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard
Author : Christian Hensen
Publish date : 2023-11-17 18:56:00
Copyright for syndicated content belongs to the linked Source.