Die Namensnennung in Grubers Buch sei “zulässiger Spott” entschied das Oberlandesgericht Hamburg. Die Bloggerin erwägt nun eine Zivilklage. Die Bloggerin Roma Maria M. ist mit ihrer sofortigen Beschwerde vor dem Oberlandesgericht Hamburg gegen Monika Gruber gescheitert. Das Gericht vertritt die Auffassung, dass die Äußerung in dem Buch von Monika Gruber “zulässiger Spott” sei. Zuvor hatte das Landgericht ähnlich argumentiert und den Antrag auf eine Einstweilige Verfügung abgelehnt. Das Verfahren der Einstweiligen Verfügung ist damit erledigt. Der Bloggerin bleibt nun nur noch der Weg einer Zivilklage. Roma Maria M. überlege, ob sie nun Klage gegen Monika Gruber einreiche, sagte ihr Anwalt Jan Froehlich aus Berlin zum stern. Für ihn ist die Entscheidung “ein gezielter Tabubruch”. Die Richter hätten sich über die jahrzehntelange höchstrichterliche Rechtsprechung hinweggesetzt. Danach sei die Intimsphäre tabu, es sei denn, eine Person habe Anlass dazu gegeben. “Das hat meine Mandantin nicht getan.” Außerdem ginge das Gericht von der irrigen Annahme aus, dass Roma Maria M. 10.000 Follower habe. Das sei nicht der Fall, betont Froehlich. Den Tweet seiner Mandantin hätten tatsächlich gerade einmal 250 Leute gelikt. GruberAnalyseeinerAffäre9:27″Roma Maria M. kann nur Tantra, das ist rassistisch”Zum Hintergrund: In ihrem Buch “Willkommen im falschen Film”, das Ende November im Piper-Verlag erschienen ist, knüpft sich Gruber “verblendete Woke-Aktivisten” vor. In dem Kapitel: “Wenn Nazis stricken” zitiert Gruber einen Tweet, den die Bloggerin Roma Maria M. als Privatperson auf X (vormals Twitter) veröffentlicht hat. Sie warnte davor, dass Handarbeitskurse von Rechtsextremen gekapert würden: “Rechtsextreme Frauen unterwandern aktuell aktiv auch die textile Hobbyszene (z.B. zum Thema Stricken). Bitte setzt euch aktiv damit auseinander, wer was anbietet.“ In ihrem Buch greift Gruber diese Zeilen auf und macht sich über den indischen Namen der Bloggerin lustig: Es “ist mir ein Rätsel, was jemand mit einem solchen Namen in der ‘textilen Hobbyszene’ treibt? Ich hätte sie eher beim tantrischen Shakren-Turnen oder einem veganen Urschrei-Seminar verortet”. Gruber spekuliert darüber, dass Roma Maria M. womöglich unter falschem Namen tweetet. Sie unterstellt der Bloggerin, dass sie den nichtdeutsch klingenden Namen wie ein Accessoire benutzt, um ihrem Tweet mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Vermutlich heiße Roma Maria M. “im wahren Leben doch eher bloß Maria Müller”, was aber “schwer nach ‘Bund deutscher Mädel’ klingt”. Es handelt sich allerdings um den echten Namen der Frau. Ihr Vater war Inder. Bloggerin wirft Monika Gruber in ihrem Buch Rassismus vor Roma Maria M. wehrte sich zunächst auf X. “Maria Müller kann stricken, Roma Maria M. kann nur Tantra, das ist rassistisch”, schrieb sie. Ein Shitstorm brach los. Gegen Gruber. Aber auch gegen Maria Roma M., die nach Aussagen ihres Anwalts Jan Froehlich Mord- und Vergewaltigungsdrohungen ausgesetzt war und noch immer ist (aus diesem Grund nennt der stern ihren vollen Namen nicht). Die Bloggerin zog vor Gericht. Zwar hatte der Piper Verlag ihren Namen aus weiteren Auflagen des Buches nicht mehr erwähnt und durch “XX” ersetzt, aber keine Unterlassung abgegeben. Es ist eine Art “good will”. Kommentar Monika Gruber 20.15Der Verlag darf den Namen weiter verbreiten. Das wollte die Bloggerin mit Hilfe des Gerichts verhindern und ist vor dem Landgericht und nun auch vor dem Oberlandesgericht gescheitert. “Auch wenn die Antragsgegnerin in der vorliegenden Passage den Namen der Antragstellerin zum Gegenstand groben Spotts macht, ist dies im Rahmen der Meinungsäußerungsfreiheit zulässig”, entschied das Landgericht Hamburg. Ähnlich sieht es das Oberlandesgericht. “Nach Wochen eines völlig surrealen Shitstorms gegen unser Buch und die Kunstform der Satire bin ich nicht nur glücklich, sondern vor allem enorm erleichtert, dass bei allem Irrsinn unserer Zeit jedenfalls der Rechtsstaat noch nicht seinen Kompass verloren zu haben scheint“, hatte Monika Gruber schon nach der Entscheidung des Landgerichts gesagt. Sie hat sich inzwischen von der Bühne zurückgezogen. “Es heißt immer, man muss aufhören, wenn’s am schönsten ist. Das ist jetzt”, sagt die 52-Jährige in der Doku „Der letzte Tanz?“ von Servus TV. “Ich habe einfach Angst davor, dass ich schlechter werde. Und dass die Leute irgendwann im Publikum sitzen und sagen: ‘Mei, Gruberin, früher war’s lustiger'”.
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Author : Kerstin Herrnkind
Publish date : 2024-03-15 11:38:00
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