Auf Instagram geht ein Bild viral, das ein Flüchtlingslager nahe der palästinensischen Stadt Rafah zeigen soll. Nur: Die Zeltstadt existiert gar nicht. Das Bild wurde mit KI erstellt.Seit Dienstag geht ein mit KI generiertes Bild auf Instagram viral, das vermeintlich ein Flüchtlingslager bei der palästinensischen Stadt Rafah zeigt. Tausende Zelte erstrecken sich bis zum Horizont, in der Mitte des Bildes sind sie zu dem Satz “All Eyes On Rafah” angeordnet, auf Deutsch “Alle Augen auf Rafah”.Dass diese Zeltstadt nicht existiert, dürfte den meisten Nutzern vermutlich klar gewesen sein, als sie den Original-Post von Nutzer Shahv4012 teilten – dass der Ersteller des Bildes sonst auch teilweise antisemitische Inhalte postet, wahrscheinlich eher nicht. Die mehr als 40 Millionen Nutzer, die bisher auf das Bild reagiert haben, wollten ihre Anteilnahme mit dem Leid der Menschen in der umkämpften Stadt ausdrücken. Ein Medienwissenschaftler erklärt, warum dabei trotzdem Vorsicht geboten ist.Experte gibt Einschätzung zu Rafah-BildJan-Hinrik Schmidt vom Leibniz-Institut für Medienforschung ordnet den Sachverhalt für den stern ein: “Dass das Bild viral gegangen ist, lässt sich auf drei Dinge zurückführen. Ersten ist es visuell eindrücklich, man versteht sofort, was gemeint ist.” Zweitens sei es unglaublich leicht, auf Instagram Inhalte zu verbreiten. Im Fall des KI-generierten Bildes ermöglichte die sogenannte “Du bist dran”-Funktion, den Post in nur wenigen Schritten in der eigenen Story zu teilen. Dies tat zum Beispiel auch Supermodel Bella Hadid, die auf Instagram 61 Millionen Follower hat.”Drittens erzeugt auch die Medienberichterstattung weitere Aufmerksamkeit, die dazu führt, dass das Bild noch mehr geteilt wird.” Am Beispiel des Bildes ließe sich außerdem erklären, wie Menschen ihre momentane Stimmung mitteilen. “All Eyes On Rafah” sei ein relativ unverfänglicher Spruch, der erst mal nur sagt: Schaut hin, was in Rafah passiert. Dies mache es Menschen leicht, das Bild dann auch zu teilen, so Schmidt.Netanjahus Spiel mit dem Feuer”Dass das Bild auch von Menschen geteilt wird, die möglicherweise mehr im Sinn haben oder selbst aus Palästina kommen und zu dem ganzen Krieg eine sehr besondere Meinung haben, schließt sich überhaupt nicht aus.” Das Bild drücke sich sozusagen, die möglichen Widersprüche dieser beiden Gruppen klarzumachen.Verantwortung auch beim EinzelnutzerAls normaler Nutzer habe man oft nicht die Zeit, die Muße oder die Kompetenz, zu überprüfen, wer Inhalte ebenfalls teilt. “Bei einer solchen Reichweite ist es einfach nicht mehr überschaubar, wer das noch für andere Zwecke und in anderen Kontexten nutzt”, sagt Schmidt.Schmidt sieht jedoch trotzdem Verantwortung beim Einzelnutzer: “Wir sind verantwortlich, unsere Rolle in den sozialen Netzwerken zu reflektieren. Durch liken, kommentieren, teilen sind wir nicht nur Empfänger, sondern auch Sender.” Auch im Kontext von Fake News würden wir zu oft versäumen zu fragen: Kann das denn stimmen? Ist das wirklich so? Dieses kurze Nachdenken sei ratsam, wenngleich es schwierig sei, in sozialen Netzwerken quellenkritisch zu agieren.Das ist die Lage in RafahAnfang Mai waren israelische Truppen in Teile der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen vorgerückt, die als angeblich letzte Hochburg der Hamas gilt. Seitdem melden Bewohner der Stadt immer wieder intensiven Artilleriebeschuss und Infanteriefeuer.Augenzeugen beobachteten nach eigenen Angaben Kämpfe im Zentrum und im Westen Rafahs. Zudem gaben sie gegenüber der Nachrichtenagentur AFP an, dass israelische Streitkräfte mehrere Gebäude im Osten der Stadt zerstört hätten. Die humanitäre Lage ist angespannt.
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Author : Leon Berent
Publish date : 2024-05-30 16:27:00
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